
CSR-Preis der Bundesregierung
Wie der Mittelstand gesellschaftliche Verantwortung übernimmt
Zwei Mitarbeiter des hannoverschen Familienunternehmens Gundlach Bau und Immobilien erzählen, wie Corporate Social Responsibility bei ihnen gelebt wird – und warum das Unternehmen allein schon vom Bewerbungsprozess für den CSR-Preis profitiert hat.

Franz Gerbens
Das zieht sicherlich auch im Wettbewerb um die besten Fachkräfte, oder?
Scharnowski: Ja, tatsächlich bekommen wir in fast jedem Vorstellungsgespräch die Rückmeldung, dass unsere Werte ein Grund für die Bewerbung waren. Wir gewinnen unsere Mitarbeiter nicht über hohe Gehälter, sondern über Familienfreundlichkeit, flexible Arbeitszeiten, Home-Office-Angebote, Vertrauensarbeitszeit, umfangreiche Gesundheitsangebote, Betriebsausflüge und ein tolles Arbeitsumfeld, zu dem auch eine Dachterrasse, ein Sportraum und eine eigene Kita gehören. Ein hoher Anteil der neuen Mitarbeiter kommt auf Empfehlung von Kollegen zu uns.
Viele Unternehmer haben eine gewisse Scheu, sich die Nachhaltigkeit zu sehr auf die Fahnen zu schreiben – zumeist aus der Angst heraus, dass diese der Wirtschaftlichkeit des Betriebes entgegenstünde. Wie stehen Sie dazu?
Gerbens: Wirtschaftlichkeit ist Teil der Nachhaltigkeit. Wir sehen es so, dass sich beide auf mittlere Sicht gegenseitig bedingen. Manchmal ist sie aber auch ein echter wirtschaftlicher Vorteil. Für uns als Bau- und Immobilienunternehmen ist es beispielsweise sehr wichtig, Grundstücke zu bekommen. Es kommt vor, dass wir den Zuschlag bekommen, weil wir nachhaltig agieren. Besonders für Privatleute ist es wichtig, dass sie mit gutem Gefühl an uns verkaufen.
Sicherlich hat die Jury des CSR-Wettbewerbes aber auch Nachbesserungspotenzial gesehen, oder?
Scharnowski: Das war vor allem in zwei Punkten der Fall. Der eine war das Thema Frauen in Führungspositionen. Das lässt sich zwar nicht allzu schnell umsetzen, weil die Fluktuation gerade in den Führungspositionen nicht so hoch ist, aber inzwischen beschäftigt unser Unternehmen mehr Frauen in Leitungspositionen. Unter anderem ist eine Frau als Prokuristin Chefin des Baubereichs geworden – das ist für die Branche vermutlich eher ungewöhnlich. Das zweite Thema war der Anteil von Menschen mit Behinderung, der bei uns relativ niedrig ist.

Frank Scharnowski
Was sind denn derzeit die größten Herausforderungen für Gundlach?
Gerbens: Wir wünschen uns bezahlbares Bauen und Wohnen, und an der Front kämpfen wir massiv. Beispielsweise haben wir uns gefragt, was Wohnen eigentlich lebenswert macht. Und die Erkenntnis dabei war: Nicht die riesige Wohnung schafft Lebensqualität, sondern die Umgebung, wie zum Beispiel die Nachbarn. Daraus abgeleitet haben wir Wohnungen gebaut, die kleiner als marktüblich waren, weil wir beispielsweise auf ein Gästezimmer verzichtet haben. Stattdessen haben wir in jedem Haus ein bis zwei Gemeinschafts-Gästezimmer gebaut, und auch darüber hinaus gibt es weitere Dinge, die geteilt werden. Das ist für alle Parteien günstiger.
Und was sind Ihre nächsten Ziele?
Gerbens: Gute Frage, wir haben so viele. Neben all dem, was mit der Digitalisierung an Veränderungen auf uns zukommt, wollen wir zukünftig vor allem so bauen, dass wir möglichst wenig Ressourcen verbrauchen. Das fängt mit dem Ort an, an dem die Häuser entstehen und an dem die Mobilität gewährleistet sein sollte. Gleichzeitig spielt der Energieverbrauch und die Verwendung von recycelten Baustoffen der Häuser eine große Rolle. Daneben stecken wir viel Energie in soziale Wohnungsprojekte und sind dabei, noch mehr Wohnraum für ehemals Obdachlose und Frauen in Not zur Verfügung zu stellen. Dabei ist uns besonders wichtig, dass diese Projekte auch langfristig funktionieren.
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CSR-Preis der Bundesregierung
Am 1. September startet die Bewerbungsphase für den CSR-Preis der Bundesregierung. Bis zum 31. Oktober können sich Unternehmen bewerben, die für gesellschaftliche, soziale und ökologische Verantwortung einstehen. Der Preis wird in drei verschiedenen Größenkategorien sowie in den Sonderkategorien „Verantwortungsvolles Lieferkettenmanagement“ und „CSR und Digitalisierung“ vergeben.
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Birte Schmidt
Titelfoto: © Dreamcreation/Shutterstock
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