
Firmen trotzen Corona-Krise
Gemeinsam nach vorne schauen
Die Auswirkungen des Lockdowns haben weite Teile der deutschen Wirtschaft abgewürgt – es braucht kreative Lösungen, wie Firmen die Corona-Krise überstehen und Mitarbeiter motivieren können. Faktor A trifft in der Serie „Firmen trotzen der Krise“ auf viel Ideenreichtum.
Emil Deiss KG
Der Corona-Sack
Clemens Eichler, 51, ist Geschäftsführer des Hamburger Müllbeutel-Herstellers Emil Deiss KG (GmbH & Co.). Das Unternehmen beschäftigt 50 Mitarbeiter.
„Die Auswirkungen des Lockdowns spürten wir besonders Anfang April – der Umsatz ging runter, als hätte man einen Schalter umgelegt. Für unsere Produkte fanden sich weniger Abnehmer – wir vermarkten neben Müllsäcken und Müllbeuteln auch andere Kunststofferzeugnisse. Zubehör, das zum Reinigen von Hotels, Restaurants und Bürogebäuden benötigt wird – viele dieser Bestellungen wurden mit Beginn der Hygienemaßnahmen bei uns pausiert.
Das alles war ein deutlicher Einschnitt für uns. Ich überlegte mir, wie ich den Betrieb aufrechterhalten kann. Das Ziel war, die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie für das Unternehmen abzufedern und gleichzeitig Produkte zu schaffen, die in dieser besonderen Situation gebraucht werden. Dabei sind wir auf eine neue Verfügung der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) gestoßen: Medizinischer Abfall, der mit SARS-CoV-2 kontaminiert ist, kann in speziellen Müllsäcken gesammelt und entsorgt werden. Früher war das nur in besonderen Behältern erlaubt.
Auf Grundlage einer Produktreihe haben wir als erstes deutsches Unternehmen den Corona-Sack entwickelt. Der Gefahrgutsack besteht aus einer Materialzusammensetzung, die eine hohe Festigkeit trotz dünner Wandstärke von unter 0,1 Millimeter gewährleistet. Das ist Rekord! Der Vorteil: Der Müllsack ist sehr leicht, extrem reißfest und auch aus recyclefähigem Material gefertigt. Inmitten der Krise haben wir das passende Produkt zum richtigen Zeitpunkt geschaffen. Nach einer schnellen Zulassung durch die BAM mithilfe unseres Partners RKW konnten wir vor Ostern die ersten Krankenhäuser und Pflegeheime beliefern. Die Nachfrage war enorm. Eine Entwicklung, die uns überrascht und auch erfreut hat. Der besondere Müllsack kostet etwa viermal mehr als herkömmliche Produkte und hat seinen Beitrag geleistet, den Umsatzeinbruch etwas zu kompensieren. Ich denke, dass wir noch von den Umsatzzahlen aus der Zeit vor der Krise entfernt sind, aber ich blicke vorsichtig optimistisch in die Zukunft.“
Die Serie: Firmen trotzen der Krise
Hinfallen, aufstehen, weitermachen: Das lernen wir von klein auf. Für unsere Serie haben wir Menschen getroffen, die sich in der schweren Zeit des Lockdowns aufgerappelt und ihr Unternehmen ganz neu aufgestellt haben. Dabei haben sie oft nicht nur sich, sondern auch anderen geholfen. Hier lesen Sie ihre Geschichten:
Der erste Teil: Krise? Nicht mit mir!
Der zweite Teil: „Wir haben es geschafft, Kurzarbeit zu vermeiden“
Der dritte Teil: „Die Bank sah in uns keine lohnende Investition“
Der vierte Teil: Gemeinsam nach vorne schauen
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Alexander von Tomberg
Titelfoto: © SasinParaksa/iStock
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