
Geschäftsmodell privates Carsharing
Das Geld parkt auf der Straße
43 Millionen Autos fahren auf Deutschlands Straßen – im Durchschnitt eine Stunde am Tag. „Ungenutzte Ressourcen“, sagt Michael Minis. Der Unternehmer bringt mit Tamyca Autobesitzer und Fahrer ohne eigenen Wagen zusammen. Die Geschichte einer Innovation auf vier Rädern.
Persönlicher Kontakt als Geschäftsgrundlage
25.000 Nutzer und 2.800 Fahrzeuge sind mittlerweile bei Tamyca registriert, vom Zweisitzer-Stadtauto bis zum Kleintransporter. 1.800 Autos seien an einem Durchschnittstag verfügbar. Wie viele davon pro Tag oder Monat vermietet werden, verrät Minis nicht. Weil die Zahl der Mitbewerber wächst, bleiben die Umsätze geheim. „Es bleibt schon was hängen“, sagt er. Im Herbst 2011 stieg ein Investor ein.
Anders als die klassischen Autovermieter setzt Tamyca auf den persönlichen Kontakt. „Der Kunde holt sich den Schlüssel ab. Wenn er dem Vermieter direkt in die Augen schaut, entsteht ein gewisses Verantwortungsgefühl: Dem muss ich das Auto unversehrt zurückbringen.“ Weil aber auch Tamyca nicht nur vertraut, sondern auch kontrolliert, muss sich dort jeder, der mieten oder vermieten will, auch identifizieren lassen. Die Webseite fragt die Führerscheinnummer ab und prüft jedes Neumitglied diskret auf Bonität. Zusätzlich können sich Mieter und Vermieter auf der Webseite gegenseitig bewerten.
Minis telefoniert mit einer der beiden Versicherungen, die mit Tamyca zusammenarbeiten. Er tigert im Büro auf und ab, hält inne am Fenster, dreht sich um zu Marketingchefin Jungbluth und strahlt. „Ja, genau. Wirklich? Toll. Dann mailen Sie mir den Vertrag?“ Wer bei Tamyca ein Auto mietet, bekommt eine Vollkasko dazu mit 500 Euro Eigenbeteiligung. Die Versicherung verdient bei jeder Vermietung mit, müsste dafür aber im schlimmsten Fall auch für einen Totalschaden aufkommen. Das ist bislang aber erst ein Mal passiert.
Ein Pionier der Shareconomy
An Geschäftssinn und unternehmerischer Erfahrung mangelt es Minis nicht: Den elterlichen Betrieb führt zwar inzwischen sein Bruder, doch Minis selbst hat schon mehrmals gegründet. Auch seine bisherigen Firmen waren getrieben vom Gedanken, vorhandene Ressourcen effektiv zu nutzen. Eine Webseite, auf der Mütter die abgelegten Klamotten ihrer Kinder tauschen konnten, hat er inzwischen verkauft. Dann betreibt Minis noch Fotovoltaik-Anlagen auf angemieteten Lagerhallendächern – lukrativ. Mit Tamyca will er in fünf Jahren europäischer Marktführer sein.
Minis sieht Tamyca als Teil einer Entwicklung im Internet: Menschen vermieten Plätze in ihren Autos oder gleich ihr ganzes Auto, sie bieten z. B. auf www.Airbnb.de ihre Betten und Wohnungen an, Selbstgemachtes auf www.Etsy.de, Reparaturen auf www.My-Hammer.de, Unterricht auf www.Skillshare.com. „Die Leute merken: Die Ressourcen sind da, wir müssen nur effizienter mit ihnen umgehen“, sagt Minis.
Daniel Kastner
Titelfoto: © Daniel Gerhards
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