
Portrait Hans Thomann
Der Rockstar aus der Provinz
Fachkräftemangel in der Provinz? Nicht bei Versand-Händler Thomann. Hunderte Mitarbeiter pendeln aus Nürnberg, Bamberg oder Würzburg in ein fränkisches Dorf – und bei Thomann stapeln sich die Bewerbungen auf den Schreibtischen. Wie schaffen die das?
Service geht auch online
Zu jedem Produkt werden Fotos – gelegentlich auch Videos – gestellt. Und damit jeder Kunde vorab hören kann, wie sein Instrument klingt, gibt es Soundbeispiele. „Einen guten Preis können viele machen – aber bei uns kommt der Service dazu.“ Vor und nach dem Kauf: 160 Mitarbeiter arbeiten im Servicebereich. Jedes Instrument, das wegen Reklamationen oder Nichtgefallen zurückkommt, wird von Instrumentenbaumeistern geprüft und gegebenenfalls repariert.
1990 war es, als Hans Thomann das Musikhaus von seinem Vater übernahm, da hatte er 15 Mitarbeiter. Heute sind es 1140, und trotzdem versucht der Chef, nahbar und zugänglich zu bleiben. Thomann duzt und will geduzt werden. Die Tür zu seinem Büro steht meist offen. Und er lebt vor, was er seinen Führungskräften empfiehlt: „Ein Drittel der Arbeitszeit raus aus dem Büro, sonst kriegen wir doch nicht mit, was los ist.“
Wer bei Thomann sein Hobby zum Beruf machen will, muss über die Liebe zur Musik hinaus fachliche Fähigkeiten mitbringen. Daher ist es trotz der Bewerberstapel nicht immer einfach, Stellen zu besetzen. „Jemanden zu finden, der sich mit Classic Drums auskennt, dafür haben wir ein Jahr gebraucht“, sagt Personalchef Döring.

Hans Thomann
Fragebogen
Hans Thomann über…
Mitarbeiter
Sie sind mit ihrem Know-how der wichtigste Schlüssel in unserem Business.
Verantwortung
Eine hohe Verantwortung haben wir in erster Linie gegenüber unseren Kunden als verlässlicher Partner. Aber auch gegenüber unseren Mitarbeitern, der Umwelt und nicht zuletzt der Region.
Online-Handel
Ist schnell, spannend, komplex und bietet fast unbegrenzte Möglichkeiten.
Die Region Franken
Unsere Region ist bodenständig und erfolgreich aufgrund ihrer fleißigen Mitarbeiter. Eine Genussregion, in der es sich gut leben lässt.
Der Draht zur Agentur für Arbeit
Leichter fällt die Suche bei den Kollegen, die nichts mit Musik zu tun haben: den Lager- und Logistik-Mitarbeitern. Die kommen meist aus den Dörfern der Gegend. „Wir zahlen deutlich über Mindestlohn.“ Dazu kommen ein 13. Monatsgehalt, vermögenswirksame Leistungen und häufig ein unbefristeter Vertrag. „Wir stellen auch Zeitarbeiter ein und nutzen diese Zeit, um zu sehen, wie die Leute anpacken“, erklärt Döring. „Wer sich gut macht, wird übernommen.“ Hier hat sich der gute Draht zur Bundesagentur für Arbeit bewährt, mit der ein wöchentlicher Abgleich der Jobangebote stattfindet. Döring: „So sind unsere offenen Stellen auf der Seite der Agentur für Arbeit immer aktuell und über Suchmaschinen leicht auffindbar.“ Denn trommeln muss auch Thomann, um Gehör zu finden. Der Händler ist beispielsweise auf Facebook sehr aktiv. Und das klappt so gut, dass der Online-Händler die eigene Homepage als Job-Börse zwischenzeitlich ein wenig vernachlässigt hat.
Ein Fehler, dachten sich die Programmierer. Neuerdings schiebt sich der „Star Wars“-Todesstern oben auf die Homepage, gefolgt von der Aufforderung: „Keine Lust mehr aufs Imperium? Jetzt kündigen und bei uns bewerben.“ Thomann sucht nämlich weiter: Rund weitere 30 Stellen gilt es in den nächsten Monaten zu besetzen. In Treppendorf im Steigerwald. „Keine Bange“, sagt Personalleiter Döring: „Wir werden schon fündig werden.“
Michael Prellberg
Titelfoto: © Michael Hudler
Teilen Sie Ihre Meinung zum Thema und Erfahrungen aus Ihrem Unternehmen mit anderen Nutzern! Bitte beachten Sie unsere Kommentarregeln.