
Von Recycling bis Reise
Umweltschutz im Arbeitsalltag
Mit dem Fahrrad zur Arbeit, den wiederverwendbaren Beutel für den eventuellen Einkauf immer dabei, genauso wie die gläserne Wasserflasche zum Wiederbefüllen: Tipps für Nachhaltigkeit im Privaten gibt es zuhauf. Aber auch das Arbeitsleben lässt sich umweltfreundlicher gestalten – und am Ende hilft dieses Engagement Arbeitgebern sogar bei der Personalsuche.
Klein, aber oho: Büromaterial und Mülltrennung
Laut Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft könnten pro Jahr 60.000 Tonnen Kunststoff dadurch eingespart werden, würden in Büros ausschließlich Stifte aus
Recyclingmaterial benutzt. Kaum vorstellbar, wenn man den kleinen Plastik-Kuli betrachtet.
Die Alternativen sind mannigfaltig: Bunte Farbstifte ersetzen Textmarker, wiederverwendbare Büroklammern den Tacker, Papierklebeband funktioniert genauso gut wie Tesafilm, geknülltes Recycling- oder Zeitungspapier erfüllt beim Paketversand die Funktion von Luftpolsterfolie, und für Kulis gibt es Nachfüllminen. Fast alle Büromittelhändler haben für die Gegenstände des täglichen Bürobedarfs mittlerweile umweltschonendere Alternativen im Sortiment, denn ein Produkt mit einem Nachhaltigkeitsaspekt ist besser als eines ohne.
„Das Wissen um Mikroplastik in den Ozeanen ist weitverbreitet. Die Verschmutzung von Böden und Binnengewässern ist je nach Umgebung zwischen 4- und 23-mal so hoch wie im Meer.“
Mit ausgedienten Druckerpatronen lässt sich übrigens sogar Geld verdienen: Die leeren Kartuschen werden von geldfuermuell.de gekauft, wiederaufbereitet und vergünstigt in den Handel gebracht. Wie viel es pro Patrone gibt, hängt vom Fabrikat des Druckers ab und ist über eine Preisliste einsehbar.
Alles, was sich nicht vermeiden oder wiederverwenden lässt, muss fachgerecht entsorgt werden. Laut dem Entsorgungsbetrieb Berlin Recycling setzen viele Unternehmen die Mülltrennung nur dürftig um. Fünf Behälter sollten es sein: für Glas, Papier, Bio, Restmüll sowie einer für Metalle und Kunststoffe. Die meisten örtlichen Entsorger bieten kostenlose Infoblätter, die – an Ort und Stelle angebracht – bei Zweifeln mit der Zuordnung helfen.
PC, Drucker und Co.: Stromfresser und Kostentreiber
Zentrale Multifunktionsgeräte haben im Vergleich zu einzelnen Druckern, Scannern und Faxgeräten direkt am Schreibtisch des jeweiligen Mitarbeiters gleich mehrere Vorteile: Sie sparen Plastikmüll, Strom und Papier. Denn gemeinsam genutzte Geräte werden erfahrungsgemäß wirklich nur dann angesteuert, wenn es wirklich nötig ist, etwas zu drucken oder zu kopieren. Wählen Sie als Standardeinstellung beidseitigen Druck aus.
Energie kostet Geld, und häufig wird davon noch nach Feierabend viel verbraucht, wenn PC, Bildschirm und Drucker im Stand-by laufen. Schalten Sie die Geräte über Nacht ganz aus, denn alles, was leuchtet oder surrt, benötigt Strom. Übrigens: Ziehen Sie das Smartphone-Ladegerät aus der Steckdose, wenn das Handy „100 %“ anzeigt, denn auch der Stecker allein braucht Energie.
„1,4 Milliarden Smartphones werden jährlich in etwa produziert. Im Durchschnitt werden sie bereits nach zwei Jahren weggeworfen.“
Wie lange haben Sie Ihre IT-Hardware im Schnitt im Einsatz? Das Freiburger Öko-Institut und die TU Berlin haben die Computer der Bundesverwaltung im Hinblick auf Umweltauswirkungen und Kosten analysiert und die Empfehlung ausgesprochen, die Mindestnutzungsdauer auf sechs Jahre zu erhöhen, um die Umweltbelastung einzuschränken.
Überprüfen Sie, ob Sie mit Software-Updates die gewünschte Performance erreichen können. Das entlastet das Budget und die Mitarbeiter in der IT-Abteilung, weil sie seltener neue Technik ausrollen müssen. Müssen die Geräte doch ausgetauscht werden, überprüfen Sie, ob Sie Zubehör wie Tastatur oder Maus noch einen weiteren Zyklus lang nutzen können. Alte Hardware lässt sich sogar noch zu Geld machen: Anbieter wie wirkaufens.de übernehmen Ihre alten PCs, Laptops und Smartphones, bereiten sie wieder auf und geben ihnen ein zweites Leben.
Auf Geschäftsreise: nachhaltig und schlau unterwegs
Für innerdeutsche Geschäftsreisen ist das Auto mit 87 Prozent noch immer das meistgenutzte Verkehrsmittel. Laut einer Erhebung der Deutschen Bahn reihen sich dahinter Zug (84 %), Flugzeug (65 %) und Mietwagen (49 %) ein. Das Auto nur so oft wie nötig zu bewegen wirkt sich nicht nur auf die CO2- und Feinstaub-, sondern auch auf die Plastikbilanz aus: Reifenabrieb gilt als Hauptverursacher von Mikroplastikpartikeln in Deutschland. Innerdeutsche Flüge sind aus Klimasicht sowieso ein No-Go.
In vielen Betrieben buchen Mitarbeiter ihre Geschäftsreisen selbst, Umweltaspekte stehen da meist hinten an. Arbeitgeber können Anreize schaffen und so auch das Budget schonen: eine innerbetriebliche Fahrgemeinschaftsbörse, ein kostenloses Dienstrad für Termine am Ort, kostenlose Tickets für den öffentlichen Nahverkehr, eine Erstattung der Kosten für die Bahncard bei Überschreiten einer bestimmten Anzahl von Fahrten, günstige Elektrofahrzeuge für Mitarbeiter, die während der Geschäftszeit von Kollegen für Dienstfahrten genutzt werden können.
„Jedes zehnte Unternehmen berücksichtigt umweltschonende Aspekte bei der Buchung von Business-Trips niemals.“
Noch einen Schritt besser als die nachhaltige Wahl des Verkehrsmittels ist es, zu überprüfen, ob ein Treffen wirklich nötig ist. Studien sind sich allerdings einig, dass digitale Möglichkeiten wie Videokonferenzen auch in Zukunft nur wenige Geschäftsreisen ersetzen werden. Überlegen Sie bei Terminen, ob es in der Nähe noch andere Partner oder Kunden gibt, die Sie bei der Gelegenheit besuchen können, um sich die zusätzliche Anreise – und den zusätzlichen Aufwand – zu ersparen.
Bei der Wahl des Hotels geben das Green-Globe-Programm und der DEHOGA-Umweltcheck Orientierung, inwiefern Nächtigungsbetriebe auf Nachhaltigkeit achten. Und noch ein Tipp aus der Reihe „Kleinvieh macht auch Mist“: Das Trio aus Kaffeebecher, Wasserflasche und Brotdose kommt ins Gepäck für den Kundentermin und die Geschäftsreise, das vermeidet Müll unterwegs.
Und wofür das Ganze?
Klar, für die Umwelt, das Klima, die Zukunft. Aber auch für das Employer Branding und damit die Personalsuche. Wie das aussehen kann? Viele Umweltmaßnahmen lassen sich mit Gesundheitsthemen kombinieren: Kostenlose Obstkörbe ersetzen die Sandwiches in Plastikfolie im Snack-Automaten vor der Cafeteria. Rufen Sie einmal im Jahr oder Monat im Rahmen des Betriebssports zum „Plogging“ auf: Dabei sammeln mit Handschuhen und Müllbeutel ausgerüstete Jogger während ihrer Laufrunde herumliegenden Müll. Posten Sie ein paar Bilder davon auf Ihren Social-Media-Accounts, um Ihre innovative Haltung beim Thema Nachhaltigkeit zu demonstrieren.
Sprechen Sie öffentlich über Ihre an Umweltaspekte angepassten Reiserichtlinien oder die Umstellung auf Recyclingpapier. Das alles kann Ihr Unternehmen bei der jüngeren Generation attraktiver machen. Laut einer Studie des Personaldienstleisters Randstad wählen Bewerber Unternehmen immer häufiger danach aus, wie sehr diese sich für Gesellschaft und Umwelt engagieren. Und wenn Sie das alles nicht überzeugt, dann sehen Sie es ganz rechnerisch: Viele der genannten Maßnahmen sparen auf lange Sicht Geld.
Julia Fröhleke
Titelfoto: © cyano66/iStock
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