
Thorsten Zellmann
Vom Manager zum Milchbauern
Er reiste um die ganze Welt, fuhr schicke Dienstwagen und verantwortete wichtige Projekte: Thorsten Zellmann war zufrieden als Manager bei Bosch. Dann wurde er Milchbauer.

Thorsten Zellmann war Manager und macht jetzt Karriere als Molkereibesitzer und Milchbauer.
Behördliche Auflagen kosten Zeit – und Geld
Die Umstellung lief gut. Ich schaffte mir einen Pasteurisator an, der die Milch kurzzeitig erhitzt und wieder abkühlt, erwarb einen Homogenisator und eine Abfüllanlage – alles aus Edelstahl in eigens dafür ausgestatteten Räumen, die man nur im Kittel und mit Haarnetz betreten darf.
Die Hofmilch kam gut an. Gleich nach der öffentlichen Präsentation während des Apfelprobiertags in Misselberg wollte ich die Ware in vier Märkte liefern.
Doch die Behörden machten mir einen Strich durch die Rechnung. Sie verlangten mehrfach Nachweise über die einwandfreie Funktion der Molkerei, was zusammengenommen etwa vier Monate dauerte. In dieser Zeit entgingen mir alle Einnahmen, mit denen ich bereits gerechnet hatte.
Das waren wieder harte Monate und auch da einige schaflose Nächte. Doch das ist nun vorbei. Die Auflagen sind erfüllt, inzwischen verkaufe ich wöchentlich rund 3500 Liter Milch an Supermärkte, Hotels, Dorfläden und Schulen im Umkreis. Wenn dies stabil läuft, möchte ich mich gerne um weitere Produkte wie Quark und Joghurt kümmern.
Ein Leben als Milchbauer – kein Bilderbuchidyll
Meinem Vater geht es wieder gut, aber er kann nicht wieder voll in den Betrieb einsteigen. Manchmal steht er schmunzelnd vor dem Melkroboter, der so still und leise seine „Mädchen“ melkt. Er selbst hatte ja noch eine herkömmliche Melkmaschine benutzt, was viel aufwendiger war.
Heute trotten die Milchkühe in ihrem Boxenlaufstall selbstständig zum Melken. Sie werden dabei vom süßlich schmeckenden Kraftfutter angelockt. Am Computer kann ich neben der Milchmenge auch den Fett- und Eiweißgehalt der Milch ablesen. Das Besondere an meiner Milch ist, dass diese Komponenten je nach Saison variieren und der Kunde schmecken kann, welche Jahreszeit wir gerade haben. So sollten Lebensmittel sein, finde ich.
„Ich bin kein Träumer.“
Obwohl ich mich intensiv um meine Milchkühe und die Nachzucht von den Jungtieren kümmere, bin ich kein Träumer. Die moderne Landwirtschaft hat nichts mit einem Bauernhof-Idyll aus dem Bilderbuch zu tun. Ich bewege mich im ständigen Spagat zwischen artgerechter Haltung und Wirtschaftlichkeit. Das ist eine große Herausforderung, und das wird es auch immer bleiben. Aber genau das will ich.“
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Esther Werderinghaus
Titelfoto: © MintImages/Plainpicture
Beruf kommt von "Berufung" und wenn man mit Heez und Verstand bei der Sache ist , dann klappt es auch.
Sich zu erden und das Wichtigste überhaupt zu tun, nämlich Lebensmittel zu erzeugen, ist eine weise Entscheidung.