
Arbeitsmobilität
Die Grenzgängerin
Regina Gebhardt-Hille arbeitet als EURES-Beraterin bei der Arbeitsagentur in Frankfurt (Oder) – ihr Partnerland Polen hat es ihr auch privat angetan.
Sprache als Hindernis
„Der Arbeitgeber-Service ist für die Unternehmen erster Ansprechpartner. Die Kollegen dort stellen dann den Kontakt zu einem EURES-Berater her“, erklärt Gebhardt-Hille. Die Stellenanzeige wird der polnischen Arbeitsverwaltung übermittelt und dort übersetzt. Dann werden Kandidaten angeschrieben. Manchmal werden auch Rekrutierungsveranstaltungen durchgeführt, bei denen der Arbeitgeber direkten Kontakt mit den Bewerbern hat. „Die Verhandlungen laufen dann direkt zwischen Arbeitssuchenden und Arbeitgebern.“
Größtes Hindernis ist dabei auf beiden Seiten die Sprache. „In polnischen wie deutschen Schulen wurde nach der politischen Wende Englisch zur beliebtesten Sprache – mittlerweile gibt es zumindest in der Grenzregion deutsch-polnische Kindergärten und Schulen“, sagt die EURES-Beraterin. „Aber auf beiden Seiten der Grenze muss das Bewusstsein für die jeweils andere Kultur weiter wachsen.“
Sie selbst weiß, wie schwierig das Arbeiten in einer anderen Sprache ist: „Ich hatte Polnisch fast 20 Jahre nicht mehr gesprochen.“ Wenn sie mit polnischen Bewerbern spricht, redet sie diese deshalb gerne auf Deutsch an – als Test: Trauen sie sich, deutsch zu sprechen? Oder sind die Hemmungen zu groß? „Die Sprache muss sitzen“, sagt die Beraterin: „Zwar nicht perfekt, aber so gut, dass die Bewerber ihren Alltag meistern können.“
Gebhardt-Hille wechselt mittlerweile fließend zwischen den beiden Sprachen. Bei der Zusammenarbeit mit den polnischen Kollegen läuft vieles über die Beziehungsebene. Sie ist mit Kollegen von der anderen Seite der Oder auch privat befreundet. „Polen ist ein wunderbares Land“, sagt sie: „Die Menschen sind herzlich, gastfreundlich und unkompliziert.“
Zur Person
Regina Gebhardt-Hille
Die 56-Jährige ist eine von knapp 200 EURES-Beraterinnen. Das Kooperationsnetz zwischen den Arbeitsverwaltungen in Europa und der Europäischen Kommission wurde 1993 gegründet und soll Arbeitsmobilität in der EU fördern.
Jochen Brenner
Titelfoto: © Holger Talinski
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