
Neue Wege der Personalsuche
Das 5-Punkte-Erfolgsrezept für gelungene Inklusion
Inklusion ist nicht nur gesellschaftlich wichtig, sie zahlt sich auch wirtschaftlich aus. Was es braucht, damit sie ein Win-win für alle wird, erklärt Gerd Jahnsmüller. Er ist Geschäftsführer der Goldbrötchen-Bäckerei im Vogtland und einer der Gewinner des Inklusionspreises für die Wirtschaft 2021.

Gerd Jahnsmüller (hintere Reihe, 4. v. l.) mit Mitarbeiterinnen und MItarbeitern seiner Bäckerei
3. Jeder braucht die passende Aufgabe
„Um eines vorwegzunehmen: Jeder ist anders. Und: Arbeit gibt es genug. Wenn beide Parteien wollen, findet man immer eine Lösung. Bevor wir jemanden einstellen, vereinbaren wir eine Probearbeitszeit. Da sieht man schnell, wo einer Talent hat, aber auch, was nicht so gut klappt. Mitarbeiter mit Handicap arbeiten bei uns überall: in der Herstellung der Backwaren, im Verkauf, im Service, in der Verwaltung und in der Warenlieferung. Wir bilden immer Teams aus Jung und Alt, das hat sich bewährt. Genauso wie die Förderpläne, die wir für jeden Einzelnen aufstellen und in denen die Fähigkeiten, aber auch die Bedürfnisse berücksichtigt werden. Wir wollen keinen überfordern, das ist nur kontraproduktiv. Wichtig ist uns, dass jeder macht, wie er oder sie kann. Das erfordert ein hohes Maß an Flexibilität, aber das können wir leisten. Wer eine Pause braucht, kann immer raus oder sich in unserem Ruheraum hinlegen. Und wer Abwechslung braucht, weil er eine Auszeit von der monotonen Arbeit braucht, der kann kurz mal in die extra neu gegründete Abteilung ,Brennholzproduktion und Landschaftspflege‘ wechseln und dort das Holz für den Brennofen der Schaubäckerei spalten oder mal eine Wiese mähen.“

4. Barrieren müssen weg
„Bei uns sind alle Betriebsstätten barrierefrei. Und auch fast alle Filialen. Zwei fehlen uns noch, aber da sind wir dran. Etwa 50.000 Euro haben wir dafür in die Hand genommen. Der Zuspruch ist enorm, bei unseren Kunden und bei unseren Mitarbeitern. Wir haben alles getan, um ihnen die Arbeit zu erleichtern: etwa höhenverstellbare Schreibtische angeschafft, genauso wie elektrische Hubwagen und Förderpumpen, damit man die schweren Kübel nicht mehr heben muss. Warum das Ganze? Weil wir finden, dass keiner ausgeschlossen werden darf. Weder beim Einkaufen noch bei der Arbeit. Bei uns sind alle gleich. Und außerdem werden wir doch alle älter. Und was, wenn uns mal etwas zustößt? Auch für den Fall der Fälle wollten wir vorsorgen.“
5. Sich Unterstützung holen
„Wir arbeiten eng mit der Agentur für Arbeit, dem Integrationsfachdienst und dem Kommunalen Sozialverband Sachsen zusammen. Dabei geht es manchmal darum, neue Mitarbeiter zum Probearbeiten zu gewinnen, aber auch um Zuschüsse für Arbeitsgeräte oder zum Gehalt. Keiner muss also die Sorge haben, dass er alleine vor so einer Aufgabe steht. Ich wünschte mir manchmal mehr Austausch mit anderen Unternehmern. Aber hier in der Region sind wir die Einzigen, die Inklusion leben. Wäre schön, wenn sich das ändert.“
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Nele Justus
Titelfoto: © zeichensetzen/Harms
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