
Mit Integration gegen Fachkräftemangel
Flüchtlinge retten das Handwerk
Nachwuchskräftemangel im Handwerk? Kennt die Firmengruppe Paul Opländer und Sager & Deus nicht. In dem kleinen Hamburger Haustechnik-Unternehmen arbeiten von Jahr zu Jahr mehr Flüchtlinge – weil sie sich leicht qualifizieren lassen.
Das sagt der Ausbilder: Thore Seehaase
24 Jahre, Ausbilder von Salahodin Ashrafi: „Normalerweise sind unsere Auszubildenden 17 oder 18 Jahre alt, wenn sie bei uns anfangen. Herr Ashrafi war schon 37 Jahre alt, aber er kam mit fundierten technischen Vorkenntnissen und einer Menge Lebenserfahrung. Er wirkte sehr diszipliniert und vor allem dankbar dafür, dass er eine Chance bekam. Das kannte ich so nicht. Ich kenne es ja noch aus meiner eigenen Ausbildungszeit: Direkt nach der Schule ist es eine große Umstellung, plötzlich jeden Morgen wirklich früh aufzustehen, immer pünktlich zu kommen und dann Heizkörper in den achten Stock zu tragen. Das packen nicht alle. Einer unserer Azubis hat neulich schon nach einer Woche aufgegeben. Wer im Heizungsbau arbeiten will, muss Ausdauer, ein gutes Verständnis für Technik und auch ein Bewusstsein für die Energiewende haben. Das ist uns sehr wichtig. Bei Herrn Ashrafi war schon im Bewerbungsgespräch klar, dass er eine Offenheit für alle möglichen Themen hat. Es gibt selten einen Bewerber, der so viele Fragen stellt.“
Das sagt der Azubi: Salahodin Ashrafi
38 Jahre, Azubi als Anlagenmechaniker: „Ich finde es spannend zu sehen, wie die Firma mit den Themen Umwelt und Nachhaltigkeit umgeht. Im Iran war ich Maschinenbauingenieur und Zerspannungsmechaniker, aber dort war das nie ein Thema. Hier geht es um Blockheizkraftwerke, Fotovoltaikanlagen, Brennstoffzellen und die Abkehr von Kohlekraft. Ich lerne viel dazu, und eine Menge basiert auf meinen Fähigkeiten, die ich im Iran erworben habe. Obwohl ich bald 40 Jahre alt bin, ist es für mich eine große Chance, über eine Ausbildung ins Berufsleben zu kommen. Ich bekomme viel Lob und Zuspruch, und das spornt mich an, weiter Deutsch zu lernen und Geld für meinen Führerschein zu sparen. Damit kann ich in Zukunft allein zu Kunden fahren, die eine Montage oder Wartung brauchen. Meine Frau und meine Tochter sind inzwischen auch nach Deutschland gekommen. Meine Frau arbeitet als Kassiererin, und meine Tochter geht in die vierte Klasse. Sie will mal was mit Technik machen, sagt sie.“
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Nadine Osterhues
Titelfoto: © Alexander von Tomberg
Ich unterstütze Flüchtlinge aus Syrien, hier einen Ausbildungsplatz oder einen Job zu bekommen, Von fast allen höre ich große Zufriedenheit. Solche Beispiele machen Schule. Wunderbar!