
Häftlinge als Mitarbeiter
Morgens Varieté, abends Knast
Für Häftlinge eröffnet das Angebot der Agentur, die Rückkehr ins Berufsleben zu begleiten, neue Lebensperspektiven. Ein junger Berliner erzählt, was er daraus gemacht hat.
Im April fing ich an mit Eventreinigung im Friedrichstadt-Palast. Das ist ein Varietétheater in Berlin, wo so gut wie jeden Abend Programm ist. Ich habe da Böden gewischt, teilweise mit Maschinen. Das fand ich ganz cool, und ich kam auch mit den Kollegen gut klar. Bei einer Schulung in der Zentrale hat mich dann eine Mitarbeiterin gefragt, ob ich nicht bei ihnen eine Ausbildung anfangen wollte. „Wir würden uns darüber freuen, denn wir sind sehr zufrieden mit Ihnen“, sagte sie zu mir.
Ein straffer Alltag
Es gibt zwar viele Ungelernte bei GRG, die dasselbe Geld bekommen wie ich. Aber mit einer Ausbildung kann ich aufsteigen und langfristig deutlich mehr verdienen. Seit September gehe ich daher einmal die Woche in die Berufsschule und lerne alles über Schädlingsbekämpfung, Glasreinigung und mit welcher Chemie man welche Böden behandeln muss. Das ist viel Stoff, und ich komme nicht viel zum Lernen, aber zum Glück hat es bisher immer gereicht für eine Zwei oder Drei.
Mein Alltag ist seither ganz schön straff. Ich stehe um drei Uhr morgens auf und verlasse um 4.20 Uhr die Anstalt. Denn ich brauche bis zum Arbeitsplatz mit den öffentlichen Verkehrsmitteln allein eineinhalb Stunden. Von sechs Uhr bis 14.30 Uhr bin ich für die Firma im Einsatz, danach mache ich entweder Sport oder besuche meine Freundin. Spätestens um 20.20 Uhr – nach exakt 16 Stunden – muss ich wieder zurück in der Anstalt sein. Meistens quatsche ich dann noch mit den anderen, jeder will ja erzählen, was er draußen erlebt hat. Dadurch komme ich oft nicht vor 23 Uhr ins Bett und brauche dann morgens viel Kaffee, um wieder in die Pötte zu kommen.
Aber ich will nicht klagen – im Gegenteil: Mein Leben fühlt sich gut an. In sechs Monaten werde ich wieder auf freiem Fuß sein. Dann mache ich einen Neuanfang. Meine Freundin und ich wollen heiraten.“
Können Sie sich vorstellen, einen Häftling zu beschäftigen?
Die Resozialisierungsberater der Arbeitsagentur vermitteln immer wieder erfolgreich Häftlinge an Unternehmen – und berichten über zufriedene Arbeitgeber. Können Sie sich vorstellen, Strafgefangene in Ihrem Betrieb zu beschäftigen?
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Akiko Lachenmann
Titelfoto: © Corbis documentary/Getty Images
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