
Ältere Mitarbeiter
Im neuen Job mit 50plus
Menschen über 50 wieder erfolgreich in den Job zu bringen kann gelingen – mit Kreativität, Offenheit und Downsizing. Auch Vitamin B schadet nicht. Bernd Ackermann hat’s geschafft.

Petra Hildenbrandt ist ausgebildete Integrationsberaterin der Agentur für Arbeit Heilbronn.
Mal über-, mal unterqualifiziert
Schnell stand fest: Als Produktionsleiter wird Bernd Ackermann nicht mehr eingestellt. Dafür fehlen die fachlichen Nachweise als Meister oder Maschinenbauingenieur. Weder das eine noch das andere wollte Bernd Ackermann nachholen. Er ließ sich auf Downsizing ein, zu Deutsch: eine Arbeit unterhalb seiner Fähigkeiten und Kenntnisse anzunehmen. „Im Laufe der Arbeitslosigkeit habe ich mich immer mehr zurückgeschraubt. Bei 60 Bewerbungen bin ich vielleicht zehnmal eingeladen worden. Entweder war ich über- oder unterqualifiziert.“ Dass es ihm weniger ums große Geld ging als vor allem um Teilhabe am Arbeitsleben, wollten ihm einige Arbeitgeber nicht abnehmen. „Der sucht nur eine Übergangslösung.“ „Das ist nur ein Sprungbrett für ihn.“ Solche Sätze hörte er öfter. Bernd Ackermann schüttelt den Kopf: „Und das bei dem Fachkräftemangel.“ Aktuell verdient er rund ein Drittel seines ehemaligen Gehalts.
Petra Hildenbrandt setzte auf Kreativität und Alternativen zur bisherigen Tätigkeit – so konnte sie in einem Jahr 56 Menschen über 50 Jahre vermitteln. Die ideale Besetzung schien beiden – der Vermittlerin und Bernd Ackermann – eine Stelle als Haustechniker. Neben seinen Führungsfähigkeiten punktete die ehemalige Führungskraft mit handwerklichem Können. Vor körperlichem Einsatz schreckte er ebenfalls nicht zurück, den hatte er häufig im alten Unternehmen unter Beweis gestellt. Bernd Ackermann zeigte sich offen.

Bernd Ackermann hat als Haustechniker an der Dualen Hochschule Heilbronn seine zweite Karriere gestartet.
Lernfähigkeit und Offenheit
Die entscheidende Wende brachte schließlich der Anruf von Petra Hildenbrandt in der Personalabteilung der Dualen Hochschule Heilbronn. Sie empfahl ihren Kunden unter anderem als lernfähig und bereit, sich weiterzubilden. „Herr Ackermann war uns schon mit seinen Unterlagen positiv aufgefallen und hat dann im Vorstellungsgespräch mit seinem Standing, Durchsetzungsvermögen und seinem offenen Wesen überzeugt“, sagt Tina Kurz, Personalsachbearbeiterin an der Dualen Hochschule Heilbronn. „Und nach dem Probearbeitstag stand fest: Wir wollen ihn!“
Bernd Ackermann bestätigt: „Ich hatte ein super Bauchgefühl!“ Abseits von Termindruck, Abarbeitung von Projekten und Teamstreitigkeiten schätzt er nach knapp drei Monaten im öffentlichen Dienst vor allem den respektvolleren Umgang „ohne Hauen und Stechen“. Täglich meistert er neue Herausforderungen: von der Koordination der Räume für Klausurprüfungen über die Vergabe von Reparaturen bis hin zum Einkauf von Getränken. „Ich bin ein Schaffer“, sagt er, „ich wollte wieder einen Fuß in die Tür bekommen und einen geregelten Tagesablauf haben.“ Am Ende hatte Bernd Ackermann sogar zwei Jobzusagen und konnte sich entscheiden. „Manchmal fühle ich mich schon unterfordert“, sagt der 51-Jährige. „Aber dafür kann ich wieder schlafen.“

Immer mehr Menschen zwischen 60 und 64 Jahren gehen in Deutschland einer bezahlten Tätigkeit nach.
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Annette Vorpahl
Titelfoto: © iStock/DjelicS
Gut, dass das Thema "Ü50" mit positiven Beispielen ins Bewusstsein gebracht wird. Doch die Fotoauswahl Ihrer Titelbilder (von diesem Beitrag, aber auch "Mit Vollgas in die letzten Berufsjahre") bringen mich zum Kopfschütteln. Was will die (wohl jugendlich orientierte) Werbeagentur denn damit aussagen? Ich hätte mir auch gewünscht, dass die Statistik "Erwerbsbeteiligung" am Ende des Artikels wenigstens mit zwei bis drei Sätzen kommentiert wird - immerhin sind innerhalb von nur 20 Jahren bei den Männern mehr als doppelt (!) soviele und bei den Frauen mehr als fünf mal (!) soviele Menschen "Ü60" noch berufstätig. Da ist doch in den Firmen etwas signifikantes in Sachen Beschäftigung älterer Arbeitnehmer passiert!